"Woyzeck" – Eine Schülertheateraufführung der Extraklasse

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Die jüngste Aufführung des Literatur- und Theaterkurses am Mörike-Gymnasium, geleitet von Klaus Kiewert, hat eindrucksvoll gezeigt, dass auch junge Talente in der Lage sind, komplexe literarische Werke auf die Bühne zu bringen. In einer minimalistischen Inszenierung von Georg Büchners "Woyzeck", poetischen Dialogen und ausdrucksstarkem Schauspiel gelang es dem Ensemble, das Publikum in den Bann zu ziehen.

Minimalistische Bühne, maximale Wirkung

Das Bühnenbild war bewusst schlicht gehalten. Einige wenige Requisiten genügten, um die düstere Welt von Woyzeck zu kreieren. Diese Reduktion auf das Wesentliche lenkte den Fokus ganz auf die Schauspieler und ihre eindrucksvolle Darbietung.

Poetische Inszenierung

Die Dialoge wurden mit einer solchen Intensität und Klarheit vorgetragen, dass jeder Satz seine volle Wirkung entfalten konnte. Vieles blieb bei den erotischen Szenen zwischen Marie und dem Tambourmajor und beim Mord an Marie nur angedeutet, was der Inszenierung eine poetische Note gab. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz des Zweiten Walzers von Schostakowitsch als musikalisches Grundmotiv. Die melancholischen Klänge untermalten die tragische Geschichte von Woyzeck und Marie perfekt und verstärkten die emotionale Wirkung der Szenen.

Ausdrucksstarke Darbietungen

Die Schülerinnen und Schüler überzeugten durch ihr ausdrucksstarkes Schauspiel. Der träge, leicht dümmliche Hauptmann wurde überzeugend und klug von Michael Koch verkörpert.

Zara Höflacher ging förmlich in ihrer Rolle als Doktor auf und sprach so eindringlich auf ihren Patienten ein, dass man sich selbst im Zuschauerraum vor ihr fürchtete. Bianca Roberts als Marie und überzeugte durch ihre Mimik und Gestik. Lukas Vatter als Tambourmajor entwickelte eine kraftvolle Präsenz auf der Bühne und stellte die toxische Männlichkeit von Woyzecks Antagonisten überzeugend dar. Gianpaolo Schnabel und Ioannis Hailas schlüpften in die Rollen von Woyzeck 1 und Woyzeck 2 und waren durch ein Seil miteinander verbunden – eine brillante Inszenierungsidee des Ensembles und so im Originalstück nicht angelegt, die Schauspieler haben daher den ursprünglichen Text durch eigene Dialoge ergänzt. Gianpaolo und Ioannis verkörperten die unterschiedlichen Facetten von Woyzecks Charakter: Der eine stellte eindrucksvoll dessen innere Zerrissenheit und Wahnsinn dar, während der andere sowohl die vernünftige Seite als auch den Part des Mahners übernahm, der Woyzeck 1 darauf aufmerksam macht, dass Marie ihn betrügt. Mit ihrer fesselnden Darbietung berührten beide Schauspieler ihr Publikum.

Neben den grandiosen Einzelleistungen zeigten die Schauspielerinnen und Schauspieler auch in den Chorszenen, wie gut aufeinander abgestimmt sie als Ensemble funktionieren.

Fazit

Die Schülertheateraufführung von "Woyzeck" war ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie junge Menschen sich mit literarischen Klassikern auseinandersetzen können. Die minimalistische, aber kraftvolle Inszenierung, gepaart mit ausdrucksstarken schauspielerischen Leistungen, machte den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ein großer Applaus für dieses bemerkenswerte Theaterprojekt! Bravo Michael, Gianpaolo, Iannis, Bianca, Zara und Lukas!

sar



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